Philosophie - Peter H. Jährling - Schauspieler

PETER H. JAEHRLING
Mobil: 0049-(0)15 22 15 50 385 E.-Mail: peterjaehrling@posteo.de
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Peter H. Jährling
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Philosophie

Philosophie
Poetischer Realismus im Schauspiel
Als  Schauspieler im "Theater des poetischen Realismus" kreierst Du die Umgebung, in der deine Figur lebt, mit den Sinnen. Du bist der Mittler zwischen Text und Publikum, wirst  Kraft deiner Wahrnehmung zum Formgeber und erreichst so den Zuschauer in seinem emotionalen Bereich. Es ist mehr ein Empfangen und dadurch bewegt werden, als ein Tun - und die Sprache ist Teil dieses Prozesses.
empfangen - Teil werden - handeln

Im  "realen Leben" wird unser Erleben einer Situation in der Regel  unbewusst in Handlung sichtbar, auch Gedanken und Gefühle. Und  Handlungen sind immer zunächst durch unsere wahrnehmenden Sinne  initiiert. Das können durchaus kleine Handlungen sein, z.B. kann sich  "Nachdenken über eine bestimmte Sache" darin zeigen, wie sich eine  Kaffeetasse in meinen Händen bewegt.

Unsere Sinne und unser Körper sind immer mit im Spiel. Worte kommen dazu und werden Teil dieses Prozesses. Dennoch sagen die Worte selbst nicht das, was ich gerade unbewusst erlebe; denn unsere Worte kommunizieren Informationen.
Unser sinnlich erlebender Körper kommuniziert Emotionen.

Erst in der Gleichzeitigkeit von Erleben und Sprechen, werden Worte, Sätze sinnlich geformt und so ensteht gewissermaßen "die Melodie des Erlebnisprozesses". Der Körper folgt  dabei nicht einem Impuls oder reagiert auf etwas; sondern, auf der ganz  simplen Ebene des Seins, werden wir Teil einer Situation, die bereits existiert, also lebt.  Einfacher gesagt: aus einer Situation kommend, treten wir in eine  neue, bereits bestehende Situation ein, empfangen diese mit unseren  Sinnen, werden Teil davon, werden bewegt und verändern damit die  Situation.

So arbeiten wir auch im "Theater des Poetischen Realismus".

In  Bezug auf Gefühle bedeutet das für den Schauspieler, nicht einfach ein  Gefühl entsprechend einer Situation zu "erzeugen" oder zu haben, sondern  wie eine Membran das emotionale Erleben einer Situation durch sich  hindurchgehen und körperlich sichtbar werden zu lassen, so dass der  Zuschauer es fühlen kann. Es ist ein dynamischer Prozess, nicht eine  Behauptung. Dieser Prozess lässt sich in der Regel als Metapher  beschreiben. Am Beispiel unserer Tasse könnte sie lauten: "Über  eine Sache xxx nachdenken ist so, als würden meine Hände die Gedanken  in der Form der Tasse suchen", und der Zuschauer kann mitfühlen, da er diese "Sprache" selbst lebt und  sie somit versteht.

Den Text betreffend  besteht die große Herausforderung beim Theaterspielen darin, den Zuschauer mit den zu sprechenden Worten und Sätzen aus dem Kopf heraus zu halten, denn gesprochene Worte gehen in der Regel in den Kopf und wollen intellektuell verstanden werden. Wenn  wir jedoch auf der Bühne ganz und gar mit unseren Sinnen leben und  Texte nicht interpretieren, sondern sie Teil unseres Erlebnisprozesses  werden lassen, indem wir sie  sinnlich-künstlerisch leben, ihnen mit unserem Körper Form geben, dann  ist das wie Musik, die den Zuschauer direkt im Gefühl trifft.

Unsere  Worte kommunizieren nur Information, egal wie intensiv wir sie betonen  oder versuchen sie mit Emotionen aufzuladen und ihnen dadurch Sinn zu  geben. Erst zusammen mit unserem sinnlich erlebenden Körper werden sie  zur Sprache, ergeben Sinn und werden vom Zuschauer umfassend verstanden.

Im  Unterricht können wir dann in  Übungen und in Spielszenen aus der  Theaterliteratur den dynamischen Prozess von Wahrnehmung, Bewegung und  Sprache erforschen.

Peter H. Jährling


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